6.5.2014 – Marktkommentar April 2014 der Mack & Weise Vermögensverwaltung
Unter dem Eindruck der eskalierenden Ukraine-Krise zeigten sich die bereits seit Jahresbeginn seitwärts tendierenden Börsen auch im April weiterhin sehr volatil. Sollten die europäischen Politiker in den kommenden Wochen tatsächlich wie angedroht einen Wirtschaftskrieg mit Russland anzetteln, wird sich rasch zeigen, ob die resultierenden konjunkturellen Folgen für Deutschland und Europa tatsächlich „beherrschbar“ (W. Schäuble) sind. Angesichts der engen wirtschaftlichen und finanziellen Verflechtungen mit Russland halten wir die Risiken eines Konflikts für schwer kalkulierbar, vor allem mit Blick auf die bereits sehr kräftig aufgeblasenen Finanzmärkte.
Selten waren die Aktienmärkte in ihrer Geschichte höher bewertet als heute (S&P500-Shiller-KGV: 25, Median 15,9), während die von den Notenbanken insbesondere seit 2008 aufgepumpte Null-Zins-Anleiheblase ohnehin längst die größte ihrer Geschichte ist.
Allein die Tatsache, dass die Staatsverschuldung in den Problemländern Italien und Spanien auch 2013 ungebremst weiter gestiegen ist (+79,7 Mrd. Euro bzw. +75,9 Mrd Euro), und dieses im Gegenzug mit sogar historisch niedrigen Renditen belohnt wurde, entlarvt die heutigen „Finanzmärkte“ nur noch als eine von den Notenbanken manipulierte Farce. Einen letzten Beweis dafür lieferte im April die achtfach (!) überzeichnete Rückkehr der Griechen an den Kapitalmarkt zu besten 4,95%-Zinskonditionen, die von den Griechenlandverstehern – obwohl die Pleite des Landes eine traurige Gewissheit ist – medial als Rückkehr zur „Normalität“ gefeiert wurde.
Trotz eines im Jahr 2012 vorangegangenen 107-Mrd.-Euro-Schuldenschnitts erreichte die Staatsverschuldung Griechenlands 2013 mit 318,7 Mrd. Euro fast schon wieder ein Rekordhoch, während die einzig die Schuldentragfähigkeit beschreibenden Steuereinnahmen weiter kontinuierlich sinken. So liegen heute beispielsweise die Mehrwertsteuereinnahmen des vom Konsum abhängigen Landes rund 24%, und die Unternehmenssteuereinnahmen sogar rund 63% unter denen des Jahres 2008!
Der von der EU-Kommission für Griechenland im Jahr 2013 vermeldete erste Primärüberschuss seit 10 Jahren von 1,5 Mrd. Euro verzückte zwar die Brüsseler Elite und ihre Presse, doch steht dieser krass im Widerspruch zu dem von der griechischen Statistikbehörde ELSTAT nach Brüssel gemeldeten 23,1 Mrd. Euro Defizit! Selbst dieses aber ist noch „zu gut um wahr zu sein“, denn nicht bezahlte Rechnungen und Steuerrückerstattungen von über rund 6,6 Mrd. Euro blieben außen vor.
Doch nicht nur die „hochverzinsten“ EZB-Euro(junk)bonds aus Griechenland lassen das Renditeherz auf Investorenseite höherschlagen. Inzwischen findet – was Erinnerungen an das Jahr 2007 weckt – jeglicher Kredit-Müll dankbare Käufer, wie die auf historische Tiefs gesunkenen Junk-Bondrenditen oder auch das riesige Emissionsvolumen hochriskanter Unternehmenskredite (Leverage Loans) zeigen.
Wer dachte, dass der Goldpreis im April von der Ukraine-Krise hätte profitieren sollen, sah sich wie schon zu Beginn des Syrien-Konflikts erneut getäuscht. Gold taugt eben nur bedingt als Schutz vor geopolitischen Konflikten, dient es doch als Geldmetall vor allem als Absicherung gegen die „zu erfolgreiche Arbeit“ der Zentralbanken-Druckerkolonne, die ewige Wohlfahrt auf Pump versprechenden Politiker und das alternativlose Platzen der mit beispiellosen Billionenhilfen und Nullzinsen jetzt wieder aufgepumpten Vermögens- und Kreditblasen.
Doch obwohl angesichts der experimentellen Geld- und Rettungspolitik alle Voraussetzungen für einen steigenden Goldpreis übererfüllt sind, profitiert das Geldmetall davon zur Zeit nicht. Warum? Blickt man auf die Intensität der seit April letzten Jahres insbesondere über die US-Derivatebörse Comex vorgetragenen Markteingriffe, wird offensichtlich, dass der Preis von Gold – dem einzigen Gegenspieler des maroden Schuldgeldsystems – gezielt manipuliert wird. Als langfristiger Investor sollte man die erzeugten Volatilitäten am besten ignorieren, und sich fragen, ob man in Vermögenswerte investiert, dessen Preise von den Notenbanken, wie schon im Jahr 2000 oder 2007, in luftige Höhen getrieben werden, oder in Gold, das trotz großer physischer Nachfrage und wachsender Systemrisiken heute zu Kursen des Jahres 2010 erworben werden kann, also zu Preisen, vor Beginn der „QE2+3“-, „ESM“- oder „whatever it takes“-Notstandspolitik von Regierungen und Notenbanken!