23. Juli 2019 – Die Edelmetalle wittern Morgenluft. Das war bereits abzusehen, als der Goldpreis in US-Dollar im Juni auf Monats- und auf Quartalsbasis seinen langjährigen Widerstand bei etwa 1.360 US-Dollar knackte.
Unter dem Aspekt, dass Märkte künftiges Geschehen zu antizipieren versuchen, passen die Nachrichten der letzten Tage zum großen Bild. Ende letzter Woche berichtete das Nachrichtenportal Bloomberg von den neuen Plänen Mario Draghis, dem ‘Noch-Präsidenten’ der Europäischen Zentralbank: ECB Studies Revamping Inflation Goal in Twilight of Draghi Era
Dem Bericht zufolge stellt man in der EZB Überlegungen an, ein sogenanntes ‘Symmetrisches Inflationsziel’ einzuführen. Gegenwärtig ist das Mandat der EZB die ‚Geldwertstabilität‘. Darunter versteht man im Frankfurter EZB-Tower eine Geldpolitik, die im Idealfall eine jährliche Teuerungsrate unter, aber nahe zwei Prozent, zur Folge hat.
Wenn Sie unter ‘stabil’ etwas anderes verstehen, nämlich ‘gleichbleibende’ Preise, dann muss ich Ihnen recht geben. Aber es kommt möglicherweise bald noch schlimmer. Denn mit einem symmetrisches Inflationsziel überlegt man, auch eine Teuerung über dem Inflationsziel zulassen, um einen nicht erreichtes Inflationsziel gewissermaßen ‚nachzuholen‘. Und nachdem das Inflationsziel der EZB in diesem Jahr zum 7. Mal in Folge verfehlt wurde, wird deutlich, welchen Puffer sich die EZB hier verschaffen will.
Ein Plan dieser Art war im Grunde eine Frage der Zeit und man muss sich nicht wundern. Denn es ist leicht vorstellbar, dass Draghi & Co. sich schon längere Zeit den Kopf darüber zerbrochen haben, mit welchem Argument sich die Nullzinspolitik auch dann aufrechterhalten lässt, wenn die Preise für Güter und Dienstleistungen deutlicher als bisher zu steigen beginnen.
Die ohnehin negativen Effekte durch die Geldschöpfung auf die Volkswirtschaften (Cantillon-Effekt, Boom-Bust-Zyklen, Fehlleitung von Ressourcen) erhalten, soweit die Pläne Draghis umgesetzt werden, eine weitere Verstärkung. Und auch die Sparer werden weiter und noch stärker als bisher zur Ader gelassen. Holger Tschäpitz von der WELT hat schon mal gerechnet:
Für Sparer hätte eine solche Änderung gravierende Folgen. Denn zwischen Inflationsziel und tatsächlicher Inflation liegt inzwischen eine Lücke von sechs Prozent. Wird der neue Ansatz Wirklichkeit, könnte die EZB für ganze drei Jahre eine Teuerung von vier Prozent akzeptieren. Faktisch würde das Inflationsziel erhöht. Die Währungshüter könnten mit diesem Argument noch mehr billiges Geld in die Märkte pumpen und selbst bei einer zulegenden Inflation den Leitzins bei null oder sogar darunter halten.
Darüber hinaus gibt es seitens der EZB Überlegungen, gegen Ende des Jahres die Anleihekäufe wieder aufzunehmen. Und von seiten des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock bekommt die EZB sogar den Ratschlag, doch auch Aktien zu kaufen, zwecks Ankurbelung der Konjunktur.
Wie sich die US-amerikanische Notenbank (Fed) in den nächsten Monate verhält, muss man noch abwarten. Die Konjunktur in den USA zeigt sich wesentlich robuster als in Europa. Doch von den Zinserhöhungen, die von der Fed für dieses Jahr geplant waren, ist man schon abgerückt.
Und jetzt zu den Edelmetallen. Sie setzen sich in Bewegung, in Erwartung der nächsten Geld-Flutwelle. Dabei sind wichtige Marken geknackt worden: bei Gold siehe hier und nachfolgend sehen Sie zwei Charts vom Silberpreis. Der erste in US-Dollar. Abwärtstrend – geknackt. Und der zweite Chart zeigt den Silberpreis, das ist der für den Euro-Anleger wichtigere. Abwärtstrend – geknackt.
Geldpolitisch gesehen liegen in jeder Hinsicht sehr, sehr spannende Jahre vor uns.
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Dieser Artikel ersetzt keine Beratung und ist keine Aufforderung, Edelmetalle oder Wertpapiere zu kaufen.