20.6.2018 – von Andreas Marquart.
Seit Monaten sind die Aktienmärkte irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch. Einmal zeigen sich Inflationsgefahren, was durchaus naheliegt bei der nach wie vor überaus expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Im nächsten Moment aber schalten die Märkte auf Deflation. Prognosen? Schwierig.
Nachfolgend sind einige Analysen zusammengestellt, die natürlich keine endgültige Klarheit bringen (können), aber aufzeigen, in welch’ schwierige Situation uns unsere (Geld-)Politiker manövriert haben.
Für Furore in den Medien hat im Februar diesen Jahres zweifelsohne Markus Krall mit seinem Interview gesorgt, in dem er einen deflationären Zusammenbruch in Europa in etwa zwei Jahren prognostizierte.
Zu vergleichbaren Schlüssen kommt auch Professor Dr. Philipp Bagus. Auch er sieht die europäischen Banken in „großen Schwierigkeiten“, nachzulesen hier in seinem auf der Website des Ludwig von Mises Institut Deutschland veröffentlichten Beitrag.
Professor Dr. Thorsten Polleit gibt sich dagegen überzeugt, dass die Politik keinen Zusammenbruch des Bankensystems riskieren wird. Seine in diesem Beitrag (Mises Institute Auburn, US Alabama) dargelegten Gedanken sind ebenfalls nachvollziehbar. Vor allem, wenn man sich vorstellt, welche drastischen Konsequenzen eine deflationäre Kontraktion nicht nur auf die Wirtschaft, sondern vor allem auch auf die Gesellschaft hätte.
Welche Auswirkungen eine Rettung des Bankensystems, die letztlich ja nur über neu geschaffene Liquidität durch die EZB erfolgen kann, auf das Vertrauen in Geldwerte haben wird, wird interessant werden zu beobachten. Profiteure dürften vor allem die Anlageklassen Edelmetalle und Aktien werden.
Dessen ungeachtet kündigte die Europäische Zentralbank angesichts der verbesserten Konjunktur ein Beenden der Anleihekäufe per Ende 2018 an. Überstürzen wolle man aber nichts, wenn es um die erste Anhebung der Zinsen geht. Sich immer eine Hintertürchen offenlagen, so geht eben Geldpolitik. Es ist stark davon auszugehen, dass EZB-Chef Mario Draghi dieses Hintertürchen auch brauchen wird, denn die zum vierten mal in Folge gefallenen Auftragseingänge in der deutschen Industrie deuten auf eine Abschwächung der Konjunktur hin. Kein Wunder, der Streit um Zölle verunsichert die Unternehmen. Investitionen werden zurückgestellt oder ganz gestrichen.
Der Asylstreit in Deutschland trägt aktuell zusätzlich zur Verunsicherung bei. Regierungskrise und ein Zerbechen der Koalition nicht ausgeschlossen.
Die Italiener schaffen derweil Fakten: Die Target2 – Verbindlichkeiten von Bella Italia sind per Ende Mai auf einen neuen Rekordwert geklettert. Da bringen viele Italiener ihre Euros in Sicherheit … verständlich eigentlich, wer weiß, ob Italien in ein paar Jahren noch Mitglied der Eurozone ist, wenn es sie dann überhaupt noch gibt.
Dass es den Euro im Jahr 2030 nicht mehr gibt, darüber hat „The Forecaster“ Martin Armstrong keine großen Zweifel, nachzulesen hier: There is no doubt that by 2030.33, that the Euro will probably not exist. Ob er recht behält? Jedenfalls hat der Mann den 1987er Crash und auch den Höchststand des Nikkei im Jahre 1989 punktgenau vorhergesagt.
Die Frage ‘Inflation oder Deflation’ lässt sich gegenwärtig nicht beantworten. Es wäre auch nicht seriös. Schließlich leben wir in geldpolitischen Zeiten, die es bisher in dieser Form nicht gab. Die Zinsen sind auf dem niedrigsten Stand seit 5.000 Jahren und die Verschuldung der Welt ist so hoch wie noch nie in Friedenszeiten.
Eines lässt sich aber festhalten: Aktien und Edelmetalle sind bei der Geldanlage ‘alternativlos’!