18.6.2015 – Der nachfolgende Beitrag ist am 17.6.2015 auf der website GoldSilverWorlds erschienen. Aus dem Englischen übersetzt von Andreas Marquart.
Ronald Stöferle, der Autor der »In Gold We Trust Reports« war im vergangenen Herbst Referent auf einer Veranstaltung von AustrianConsult, gemeinsam mit Mark Valek.
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»In Gold We Trust 2015« stammt aus der Feder von Ronald Stöferle. Er ist Managing Partner und Fondsmanager bei der Incrementum AG in Liechtenstein, mit Fokus auf die Theorien der Österreichischen Schule der Nationalökonomie.
Obwohl der Report erst in der nächsten Woche erscheint, GoldSilverWorlds hatte das Privileg, zuvor schon “einen Blick hineinzuwerfen”. Nachfolgend finden Sie zehn hochinteressante Charts aus dem Report.
Der Goldpreis hat sich im Jahr 2014 stabilisert, nach seinem Kollaps im zweiten Quartal 2013. Seitdem haben die Investoren das Interesse am gelben Metall verloren. Folglich befindet sich die Marktstimmung Gold gegenüber auf einem Mehrjahres-Tief, ja sogar auf einem Tief mehrerer Jahrzehnte.
Aus der Geschichte wissen wir, dass eine solch extreme Underperformance gewöhnlich ein Jahr anhält. Wenn man aus der Geschichte irgendwelche Prognosen für die Zukunft ableiten kann, dann sollte sich der Goldpreis in absehbarer Zukunft erholen. Das lässt sich aus Grafik 1 ablesen.
Trotz der massiven Underperfomance seit 2013 kann der Goldpreis – von 1971 an, seit Gold frei gehandelt wird – eine jährliche Wertentwicklung von rund neun Prozent aufweisen. Wir man im nächsten Chart sehen kann – die Wertentwicklung ist natürlich von der jeweiligen Währung abhängig -, konnte der langfristig orientierte Investor eine ausgezeichnete Rendite erzielen. In anderen Worten: Gold hat genau das getan, was es in der Geschichte schon immer getan hat: Werte erhalten und Kaufkraft schützen.
Der Schutz von Wohlstand ist überhaupt der Grund, warum man heutzutage Gold halten sollte. Die Geldpolitik der Notenbanken weltweit ist extrem ungewöhnlich … und gefährlich für Investoren und den Normalbürger. Die amerikanische Notenbank mag von einer “Normalisierung” ihrer Geldpolitik sprechen, aber bedenkend, dass sie sich mit ihrer Null-Zinspolitik mittlerweile im siebten Jahr befindet, sind wir von einem “Normalzustand” meilenweit entfernt. Die extremsten monetären Bedingungen sehen wir gegenwärtig sicher in Japan. Kein Wunder also, dass sich der Goldpreis in Yen nahe seinem Allzeithoch befindet.
Der Goldpreis in Yen reflektiert schlicht und einfach die enorme Ausweitung der Geldbasis durch die Bank of Japan (BOJ). Die folgende Grafik zeigt, dass die Bilanzsumme der BOJ bei inzwischen 65 Prozent des Japanischen Bruttoinlandproduktes liegt. Oder anders formuliert: Die von der BOJ gehaltenen Anlagen entsprechen etwa zwei Drittel der gesamten Wirtschaftsleistung Japans. Vergleicht man das mit anderen Ländern, sieht es so aus, als befände sich Japan in einer Art “Endspiel”.
Einer der Gründe, warum Gold seit dem Jahr 2013 so wenig Aufmerksamkeit erfährt, ist die Tatsache, dass sich die Investoren vor allem den Aktienmärkten zugewandt haben. Der amerikanische Aktienmarkt hat beginnend mit dem Oktober 2012 eine enorme Rally hingelegt, die europäischen Aktienmärkte wurden ebenfalls nach oben katapultiert, als das Anleihekaufprogramm der Europäischen Notenbank angekündigt wurde. Und der japanische Aktienmarkt befindet sich angesichts einer immer leichteren Geldpolitik ebenfalls auf einem Mehrjahreshoch.
Zwischenzeitlich jedoch sind Aktien nicht mehr wirklich billig. Im historischen Vergleich – wenn man die Shiller-Methode heranzieht – befindet sich der US-Aktienmarkt auf einem vergleichsweise hohen Niveau (wenn auch nicht auf einem extrem hohen Niveau).
Wenn es auch keine ausgemachte Sache ist, dass die Aktienmärkte in Richtung Süden abdriften, besteht natürlich immer die Möglichkeit, dass die Märkte ein Top erreicht haben und dass der Goldpreis von nun an wieder positive Renditen sehen könnte. Wie die nächste Grafik zeigt, waren die Phasen, in denen der S&P 500 underperformte, positiv für Gold.
Jedoch, eine Korrektur am Aktienmarkt ist wahrscheinlich. Warum? Traditionell weist das Gold/Silber-Verhältnis eine negative Korrelation zum S&P 500 auf. Das bedeutet, wenn sich das Gold/Silber-Verhältnis erhöht, wie es in einem disinflationären Umfeld üblicherweise der Fall ist, neigen Aktienmärkte zu fallen. In den letzten 25 Jahren gab es diese Korrelation, in den letzten drei Jahren allerdings nicht mehr.
Gold underperformte in einem disinflationären Umfeld. Das war eine der besonderen Beobachtungen im letzten »In Gold We Trust Report«. Der neueste Chart bringt hier mehr Klarheit. Während die Realzinsen im Jahr 2011 bei minus vier Prozent lagen, sind sie seitdem stetig gestiegen, und befinden sich nun wieder im positiven Terrain. Der Goldpreis hat sich in der gleichen Zeit in die entgegengesetzte Richtung bewegt.
Neben anderen Themen legt der »In Gold We Trust Report 2015« sein Hauptaugenmerk auf die Korrelation zwischen dem Goldpreis und den Inflationserwartungen. Gold ist eine inflationssensitive Anlageklasse. Die Rendite der 10-jährigen US-Anleihen liefert einen Hinweis auf die Inflationserwartungen. Seit dem Jahr 2013 lässt sich eine bemerkenswerte Divergenz erkennen und die sich in einem steigenden Trend befindlichen Inflationserwartungen lassen eine starke Aufwertung des Goldpreises erwarten.
Aber angenommen die Inflationserwartungen würden sich wieder abschwächen … wäre das schlecht für Edelmetalle? Die Antwort auf diese Frage findet sich in der letzten Grafik. Während deflationärer Zeiträume, wie sie in den Jahren 1814 oder 1864 begannen, während der Großen Depression der 30er Jahre und der Finanzkrise 2008, hielt sich Gold vergleichsweise gut. Es sind die Perioden, in denen sich die Finanzmärkte “im Stress” befinden, wenn Gold seinen echten Wert zeigt und Schutz für den Wohlstand bietet.
Dieser Beitrag konzentriert sich auf Gold als Anlageklasse. Darüber hinaus werden Argumente geliefert, die zeigen, dass die Zeit der Underperformance von Gold ihrem Ende entgegengeht. Dies sind auch die Schlüsselthemen des Reports »In Gold We Trust 2015«, der am 25. Juni auf www.incrementum.li erscheinen wird. Seien Sie gespannt. Es erwartet Sie wieder ein Meisterwerk.